3. Juli 2023
Fachpresse

VFF-Fachtagung Normung und Technik am 14. Juni 2023 Bestandsmodernisierung: Was zu tun ist und wie man es macht!

Frankfurt am Main, 3. Juli 2023. Das große Thema „Umfassende Renovierung des Bestands – Herausforderungen bei der Modernisierung alter Fenster“ beschĂ€ftigte die Fachtagung Normung und Technik des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) am 14. Juni 2023. Mit 75 Teilnehmern, davon 50 vor Ort, war die „hybride“ Veranstaltung im Leonardo Royal Hotel Berlin Alexanderplatz am Vortag des VFF-Jahreskongresses an gleicher Stelle gut besucht. In den Referaten am Vormittag ging es um die Sanierungsverpflichtung von Altbauten auf dem Weg zum klimaneutralen GebĂ€udebestand, ĂŒber die Anforderungen an das QualitĂ€tssiegel Nachhaltiges Bauen (QNG) im Rahmen der Förderung sowie um die GebĂ€udemodernisierung als Chance fĂŒr eine bessere Tageslichtversorgung. Nachmittags standen dann konkret-praktische Aufgaben der Umsetzung im Fokus: der Umgang mit gefĂ€hrlichen Stoffen beim Ausbau alter Fenster, die Planungsaufgaben im Zusammenhang der technischen Erstellung des Baukörperanschlusses beim Fenstertausch und abschließend die neue ift-Richtlinie zur NachweisfĂŒhrung bei der Sanierung von Mehrscheiben-Isolierglas (MIG). „Mit der Sanierung von Altbauten steht die Fenster- und Fassadenbranche in den nĂ€chsten Jahren und Jahrzehnten vor großen, aber auch reizvollen Herausforderungen“, betonte Frank Koos, GeschĂ€ftsfĂŒhrer fĂŒr Normung, Technik und internationale AktivitĂ€ten des VFF, nach der Veranstaltung. „Dieser Themenkomplex stand gewiss nicht zum letzten Mal auf der Tagesordnung der Fachtagung Normung und Technik, durch die unser Obmann Christian Anders gewohnt kompetent und souverĂ€n fĂŒhrte.“

ZunĂ€chst einmal freute sich Christian Anders ĂŒber ein doppeltes JubilĂ€um: Denn die aktuelle Veranstaltung war die 25. Fachtagung Normung und Technik im Laufe von 20 Jahren. Dazu gab Anders einen kurzen Einblick in die bemerkenswerte Arbeit des Technischen Ausschusses des VFF mit 55 MerkblĂ€ttern und einer großen Zahl von AusschĂŒssen und Arbeitsgruppen. Als neues Angebot stellte er die von ihm geleiteten VFF Express-Webinare zu einzelnen Fachthemen vor.

Was zu tun ist!

Ausgangspunkt des Vortrags von Gerold Holsmölle von der Febis Service GmbH ĂŒber den Weg zum klimaneutralen GebĂ€udebestand bis 2045 waren die geplanten neuen Mindeststandards der EU fĂŒr GebĂ€udeenergieeffizienz. Ziel ist eine Steigerung der Sanierungsquote, verbunden mit einer Reduzierung des Energiebedarfs. Durch die Einteilung der Energieeffizienzklassen von GebĂ€uden sollen dann nach dem Motto „Worst First“ schrittweise die Sanierungen erfolgen. Wie die Vorgaben fĂŒr den zulĂ€ssigen PrimĂ€renergiebedarf und TransmissionswĂ€rmeverlust umgesetzt werden können, wird dann in einem individuellen Sanierungsfahrplan ermittelt, der auch Grundlage der Förderung ist. Holsmölle erlĂ€uterte an Beispielen die konkreten Fördermöglichkeiten – auch von Einzelmaßnahmen –, nannte die Förderhöchstsummen und verwies schließlich auf den VFF Fördermittel-Assistenten als Tool zur maximalen Nutzung der Fördertöpfe.

Welche Anforderungen das neue staatliche QualitĂ€tssiegel Nachhaltiges GebĂ€ude (QNG) fĂŒr transparente Bauteile im Rahmen der Förderung vorgibt, erlĂ€uterte anschließend Hans-Walter Bielefeld von der SchĂŒco International KG. Das QNG geht mit seinen zwei verschiedenen Anforderungsniveaus „Plus“ und „Premium“ von den etablierten Bewertungssystemen fĂŒr nachhaltiges Bauen aus und wird von unabhĂ€ngigen Stellen nach einer Zertifizierung im Auftrag des Bundesbauministeriums vergeben. Kriterien der Nachhaltigkeit sind unter anderem der PrimĂ€renergieverbrauch, die Materialgewinnung, die Schadstoffvermeidung und die Barrierefreiheit. Bielefeld schloss mit dem Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit im Bauen genauso wie in anderen Wirtschaftssektoren.

Gleichsam zwei VortrĂ€ge in einem hielt Roman Alexander Jakobiak von der Daylight.de UG zum Thema: „Tageslichtversorgung im Bestand – GebĂ€udemodernisierung als Chance fĂŒr eine bessere Tageslichtnutzung (1); erforderliche FenstergrĂ¶ĂŸen fĂŒr eine ausreichende Helligkeit und Tageslichtversorgung in WohnrĂ€umen (2)“. Er nannte GĂŒtekriterien der Tageslichtbeleuchtung wie psychische Gesundheit und Wohlbefinden, Sehen sowie Energieeffizienz. Anschließend erlĂ€uterte Jakobiak die KenngrĂ¶ĂŸen zur Beurteilung des Tageslichtniveaus wie etwa den Tageslichtquotienten und zeigt an Beispielen, wie sich Sanierungen (zumeist negativ) auf die Tageslichtversorgung auswirken. FĂŒr den ersten Teil kam er zu dem Schluss: „Die Chance der Tageslichtnutzung bei der GebĂ€udesanierung liegt darin, die nutzungsbedingten Anforderungen und die Tageslichtnutzung zu erkennen und mit der Sanierung zu realisieren. Bei Defiziten schließt das bauliche Maßnahmen zur VergrĂ¶ĂŸerung der ÖffnungsflĂ€chen ein.“ FĂŒr die Frage des zweiten Teilvortrages nach den erforderlichen FenstergrĂ¶ĂŸen fĂŒr eine ausreichende Tageslichtversorgung prĂ€sentierte und erlĂ€uterte Jakobiak ein selbstentwickeltes, differenziertes Tool zur Bestimmung der erforderlichen FenstergrĂ¶ĂŸen fĂŒr eine ausreichende Helligkeit und ein erwĂŒnschtes Niveau der Tageslichtversorgung in WohnrĂ€umen.

Und wie man es macht!

Wie gefĂ€hrlich und anspruchsvoll der Ausbau und die Entsorgung alter Fenster sein kann, verdeutlicht der damit jahrzehntelang erfahrene Architekt Rainer Rutsch von der Fensterbau Rutsch GmbH. Asbest, Blei, PCB, Lindan und kĂŒnstliche Mineralfasern (KMF) sind die wichtigsten Schadstoffe, die in alten Fenstern je nach Einbaujahr vorkommen können. Rutsch wies in seinem Vortrag zunĂ€chst auf die notwendigen Sachkundenachweise wie zum Beispiel den kleinen Asbestschein TRGS 519 hin und erlĂ€uterte anschließend die Vorgehensweise. Nach der PrĂŒfung der Altfenster und der umgebenden WandanschlĂŒsse auf Schadstoffe erfolgt eine Probeentnahme. Die Entsorgung erfolgt auf höchst sorgfĂ€ltige und geschĂŒtzte Weise und muss bei öffentlichen AuftrĂ€gen mit einem Entsorgungsschein nachgewiesen werden. Im Falle der Sanierung/Aufarbeitung der alten Fenster ist ein Arbeitsplatz mit Absaugung erforderlich und ein genau geregeltes Tragen von Schutzkleidung, die separat entsorgt werden muss. FĂŒr das Vorgehen nannte Rutsch, hohe Sachkunde aller Beteiligten vorausgesetzt, folgende wichtige Schritte: genaue GefĂ€hrdungsbeurteilung, prĂ€zise Unterweisung und protokolliertes Vorgehen, Information der Arbeitsschutzbehörde und jĂ€hrlicher Gesundheits­check der Mitarbeiter. Rutsch verwies schließlich auf die Verantwortung des GeschĂ€ftsfĂŒhrers und empfahl bei Übernahme von Altfensterausbau ganz ohne Ironie, als erstes die Höhe der Haftpflichtversicherung an das Risiko anzupassen.

Welche planerischen Aufgaben und technischen Herausforderungen der Baukörperanschluss beim Fenstertausch mit sich bringt, war Thema von Frank Unglaub von der Tremco CPG Germany GmbH. Dabei gilt es, grundsĂ€tzlich darauf zu achten, dass der Anschluss schlagregendicht, wĂ€rmedĂ€mmend und luftdicht ausgefĂŒhrt werden muss. Unglaub verwies auf regionale Unterschiede in der Bauweise, die bei der Sanierung beachtet werden mĂŒssen, und machte deutlich, dass gerade bei Einzelmaßnahmen der Sanierer oft auch als Planer gefragt ist und sich im Zusammenhang mit der auch fĂŒr die Förderung notwendigen FachunternehmerklĂ€rung der zehnjĂ€hrigen Verantwortung fĂŒr seine Leistung immer bewusst sein sollte. Zur Planung und AusfĂŒhrung nannte Unglaub als bestes Hilfsmittel den „Leitfaden zur Montage“ der GĂŒtegemeinschaft Fenster, Fassaden und HaustĂŒren. Anschließend stellte er die Bandbreite an möglichen technischen Lösungen an einer Reihe von konkreten Sanierungsobjekten vor.

Zum Abschluss der Fachveranstaltung erlĂ€uterte der ift-Experte Norbert Sack die neue „ift-Richtline VE-15/1 mit geprĂŒften Typenstatiken nach DIN 18008 fĂŒr MIG“, die zur – mit der EinfĂŒhrung der neuen DIN 18008-1 und -2 und Wegfall der 1,6 mÂČ-Regel notwendig gewordenen – bauaufsichtlich anerkannten NachweisfĂŒhrung bei genehmigungsfreien Sanierungsvorhaben genutzt werden kann. Die von Sack an einigen Diagrammen erlĂ€uterten Typenstatiken sind in allen BundeslĂ€ndern anwendbar und differenzieren nach GrĂ¶ĂŸe, Windlast und Glasaufbau. Die ab 30. Juni 2023 beim ift erhĂ€ltlichen Typenstatiken sind, wie Sack deutlich macht, eine große Hilfe beim Fenstertausch.

„Ich freue mich, dass es mir und dem Technischen Ausschuss mit Obmann Christian Anders an der Spitze auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, ein aktuelles und in der Sache gut abgestimmtes Programm mit hochkompetenten Experten anzubieten“, erklĂ€rte Frank Koos nach der Fachtagung. „Die Sanierung des Bestandes im Blick auf die transparente GebĂ€udehĂŒlle ist nicht nur eine klimapolitische Aufgabe, sondern bietet auch faszinierende Lösungen im Kleinen wie im Großen!“

Bildmaterial

Foto „Plenum-FT-N&T_2023“: Zwei Drittel der 75 Teilnehmer der VFF-Fachtagung Normung und Technik am 14. Juni 2023 waren in Berlin vor Ort – die anderen 25 waren online zugeschaltet. (Foto: VFF)

Foto „Referenten FT-N&T_2023“: Die Referenten und Verantwortlichen der VFF-Fachtagung Fachtagung Normung und Technik am 14. Juni 2023: (von links) Gerold Holsmölle, Roman Alexander Jakobiak, Frank Koos, Hans-Walter Bielefeld, Norbert Sack, Christian Anders, Rainer Rutsch und Frank Unglaub (Foto: VFF)

Foto „Holsmölle-FT-N&T_2023“: Wie die Jahrhundertaufgabe des Wegs zum klimaneutralen GebĂ€udebestand schrittweise erfĂŒllt werden soll und welche Fördermöglichkeiten bestehen, erlĂ€uterte der Febis-Experte Gerold Holsmölle. (Foto: VFF)

Foto „Bielefeld-FT-N&T_2023“: Das neue staatliche QualitĂ€tssiegel Nachhaltiges Bauen (QNG) stellte Hans-Walter-Bielefeld von SchĂŒco International vor. (Foto: VFF)

Foto „Jakobiak-FT-N&T_2023“: Roman Alexander Jakobiak von Daylight.de gab einen Einblick in die Tageslichtforschung. FĂŒr die Sanierung bietet sich die Chance besserer Tageslichtnutzung. (Foto: VFF)

Foto „Rutsch-FT-N&T_2023“: Jahrzehntelange Expertise insbesondere auch im Bereich der Sanierung denkmalgeschĂŒtzter Fenster bildeten den Hintergrund des Referats von Rainer Rutsch zum Umgang mit gefĂ€hrlichen Stoffen beim Fensterausbau. (Foto: VFF)

Foto „Unglaub-FT-N&T_2023“: Frank Unglaub von Tremco lenkte den Blick der Teilnehmer auf das komplexe Thema Baukörperanschluss beim Fenstertausch. (Foto: VFF)

Foto „Sack-FT-N&T_2023“: Norbert Sack vom ift erklĂ€rte die praktische Anwendbarkeit der neuen ift Richtlinie mit Typenstatiken fĂŒr Mehrscheiben Isolierglas in der Sanierung. (Foto: VFF)

Kontakt Fachpresse

Pantea Khaledpour
Verband Fenster + Fassade
Walter-Kolb-Str. 1-7
60594 Frankfurt am Main
Tel.: (069) 955054-32
Fax.: (069) 955054-11
E-Mail: pr@window.de

Kontakt Endkundenpresse

HDH e.V.
Chausseestraße 99
10115 Berlin
Tel.: 0151-25006883
E-Mail: presse@holzindustrie.de
Skip to content